Neuer, kleiner, haltbarer, besser – das soll der Dexcom G6 sein. Stimmt das? Wollen wir mal sehen! Ich habe den G6 bereits einige Monate vor dem offiziellen Verkaufsstart in Deutschland in die Finger kriegen können. Mittlerweile ist es hierzulande aber auch soweit und er ist hier verfügbar. In diesem Beitrag berichte ich über meine persönlichen Erfahrungen mit Dexcom G6.
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Wie bin ich überhaupt so früh an das G6 herangekommen? Und warum denn auf einmal ein CGM?
Diese Frage haben mir natürlich viele gestellt. Im August habe ich eine Freundin in Schottland besucht und war gerade ohne CGM-Sensor unterwegs. Wie ihr wisst, hatte ich lange Zeit begeistert das Freestyle Libre genutzt. Allerdings war mir im Laufe der Jahre irgendwie die Hypowahrnehmung abhanden gekommen und mittlerweile brauche ich unbedingt die Alarmfunktion eines richtigen CGMS. Deshalb testete ich mich durch die verschiedenen Systeme.
Tatsächlich hatte mir Dexcom netterweise nur wenige Wochen vorher das G5 testweise zur Verfügung gestellt. Das System hatte mich – vor allem in Kombination mit der Apple Watch – so sehr begeistert, dass für mich klar war: Ich werde vom Libre aufs Dexcom umsteigen. Zunächst versorgte mich die Krankenkasse allerdings noch mit dem Libre, sodass ich noch kein neues System beantragen kann. Da ich mich aber ohne Alarme absolut unsicher fühle, wusste ich, dass ich mir CGM-Sensoren würde kaufen müssen.Da kam mir die Idee: Warum nicht gleich den G6 kaufen? In den USA und in Großbritannien war der G6 schließlich schon seit mehreren Monaten verfügbar – so auch in Schottland. Also nahm ich Kontakt zum Dexcom-Vertrieb in Großbritannien auf. Natürlich band ich den Herrschaften nicht gerade auf die Nase, dass ich in Deutschland lebe – aber lügen musste ich auch nicht. Ich brauchte lediglich eine Adresse in Großbritannien. Das war kein Problem, da ich ja ohnehin eine Freundin besuchte, die dort lebt. Also gab ich noch meine Kreditkartendaten durch und schon war das Dexcom Starter Kit bestellt. Für einen Transmitter und 3 drei Sensoren zahlte ich 159 Britische Pfund – zuzüglich 20% Steuern. Als Mensch mit Typ 1 kann man sich in Großbritannien hiervon befreien lassen. Da ich dort aber nicht lebe, ging das natürlich nicht und unterm Strich bezahlte ich etwas über 200 Euro für das Paket, welches nur wenige Tage später auf mich wartete.
Natürlich bezahle ich ungern so hohe Summen aus eigener Tasche für mein Diabetes-Equipment. Für mich hat es sich allerdings gelohnt, weil ich mir dadurch meine Hypo-Alarme gesichert hatte, und das System, welches ich bald bei der Krankenkasse beantragen wollte, ausführlich testen konnte. „Win-Win“ würde ich sagen!
Mein Fazit ist wirklich auch nach einigen Monaten noch sehr positiv.
Was ist neu und anders am Dexcom G6 – verglichen mit dem G5?
Der Dexcom G6 Transmitter

Zunächst mal das Offensichtlichste: Der Transmitter ist deutlich flacher und etwa 30 Prozent kleiner als zuvor. Man bleibt nicht mehr so leicht hängen wie mit dem recht klobigen G5. So flach und unauffällig wie der Libre-Sensor ist der G6 allerdings noch immer nicht. Immer wieder hört man, dass den Sensor irgendwann mal so klein wie ein Cent-Stück werden soll – davon sind wir aber noch weit entfernt. Die Lebensdauer des Transmitters beträgt nach wie vor 90 Tage und auch die Reichweite bleibt bei etwa 6 Meter.
Der Dexcom G6 Sensor
Nicht nur der Transmitter, auch der Sensor wurde maßgeblich weiterentwickelt. Eine der wichtigsten Neuerungen: Kalibrierungen sind ab sofort nicht mehr notwendig! Weder beim Starten des Sensors, noch danach wird man aufgefordert, ihn zu kalibrieren. Aber natürlich besteht weiterhin die Möglichkeit, den Sensor zu kalibrieren – wenn man das möchte. Ich persönlich halte Kalibrierungen für eine absolut unterschätzte Fehlerquelle, die der Genauigkeit der CGM-Systeme oftmals schadet anstatt ihr zu nützen. Deshalb bin ich froh, dass ich nicht mehr zu unpassenden Zeitpunkten kalibrieren muss, sondern nur, wenn es wirklich förderlich ist. Die Genauigkeit der Messwerte soll nun außerdem nicht mehr durch die Einnahme von Paracetamol beeinflusst werden, was in der Vergangenheit zu verfälschten Ergebnissen geführt hat.

Darüber hinaus hat der neue G6-Sensor eine Laufzeit von 10 Tagen. Der G5 lief nur 7 Tage, konnte aber kinderleicht neugestartet und somit verlängert werden. Es wird nun behauptet, dass dies beim G6 nicht mehr möglich ist – das stimmt schlicht und einfach nicht. Es ist zwar nicht mehr so einfach wie beim G5, aber auch der G6 kann verlängert werden! Mein erster Sensor hielt sage und schreibe 49 Tage, bevor die Werte langsam ungenau wurden. Wahnsinn!
Hier geht es zur Anleitung zum Neustarten und Verlängern des Dexcom G6.
Das Dexcom-Sensor-Pflaster fixieren
Leider muss ich sagen, dass das Pflaster bei mir nicht besonders gut hält.Spätestens ab Tag 5 muss ich mit Tape nachhelfen. Ab Tag 15 hält ohne Tape überhaupt nichts mehr. Kleiner Tipp: Wenn ihr mit diesem Problem bei der Dexcom Kundenservice-Hotline anruft (Telefonnummer 0800 724 6447), dann senden sie euch kostenlose Overtapes zu! Dafür müsst ihr aber einen konkreten Sensor reklamieren, also solltet ihr die LOT Nummer parat haben. Alternativ bietet Dexcom mittlerweile auch ein Online-Formular für Reklamationen. Sollten euch diese Tapes nicht zusagen, kann ich Kinesiotape der Marke Rocktape* empfehlen.
Darüber hinaus benutze ich meist Sprays (z.B. Brava*, Sensi Care*, Cavilon*) oder Tücher (z.B. Brava*, Welland*) die einen dünnen Barrierefilm auf die Haut auftragen. Dadurch hält das Pflaster gleich ein paar Tage länger!

Die Dexcom G6 Setzhilfe
Die Setzhilfe, mit der man den G6-Sensor anbringt, ist komplett überarbeitet worden und ist nun wirklich deutlich unkomplizierter in der Handhabung. Man kann sie einfach einhändig bedienen und den Sensor dadurch leichter an unterschiedliche Körperstellen setzen. Das alles funktioniert endlich per Knopfdruck und die vielen Einzelschritte fallen weg. Dadurch ist die Setzhilfe nun allerdings deutlich größer und verursacht aufgrund der einmaligen Verwendung extrem viel Plastikmüll.

Dexcom G6 Empfängergerät & App
Auch das Empfängergerät wurde komplett überarbeitet.Ich persönlich nutze es nicht sonderlich intensiv – die meiste Zeit liegt es in der Schublade. Dennoch bin ich sehr dankbar, dass meine Krankenkasse das Gerät bezahlt hat, denn für den Fall der Fälle (Handy kaputt, geklaut oder einfach Akku leer) ist es für mich immer hilfreich, ein Plan B Gerät parat zu haben.

Meine Erfahrungen beziehen sich also hauptsächlich auf sich also auf die Dexcom-App. Und hier hat sich etwas getan: Die G5-Appwar wirklich rudimentär und es fehlten absolute Basics, wie zum Beispiel die Dokumentation von Basalinsulin. Antje von Süss, Happy, Fit hat hierüber sehr deutlich geschrieben. Ich muss sagen, dass hier beim G6 nicht gerade Quantensprünge gemacht wurden, aber zumindest die Abgabe von Basalinsulin kann man nun eintragen. Ich behaupte einfach mal, dass die Dexcom App wirklich eher zum Auslesen des Dexcom gemacht ist – und vorerst keine tolle Tagebuch-App wird.
Statt dessen hat man an den Alarmen gefeilt: Es ist nun möglich, zwei verschiedene Alarmprofile zu erstellen. So kann man für bestimmte Wochentage und Uhrzeiten ein zweites Profil mit anderen Grenzwerten festigen – beispielsweise für die Nacht oder für’s Wochenende. Sehr nützlich!

Darüber hinaus gibt es eine komplett neue Alarmfunktion:„Urgent Low Soon“ bzw. „Bald niedrig“. Hier prognostiziert das System sehr konkret eine bevorstehende schwere Unterzuckerung, z.B. „55 mg/dl within 20 minutes“. Diesen Alarm habe ich nun schon das ein oder andere mal bekommen und auf den ersten Blick wirkt er hilfreich (vielleicht einfach weil mich die Genauigkeit beeindruckt). Allerdings war ich jedes Mal, wenn dieser Alarm erschien, schon mitten in einer Hypo. So spannend es ist, diese Prognose zu sehen – wenn ich unter 70 mg/dl rassel und sehe, dass der Pfeil nach unten zeigt, dann kann ich mir auch selbst denken, dass ich bald bei 55 mg/dl bin. Daher ist die Funktion für mich bisher lediglich ein nettes, aber nicht wirklich nützliches Gimmick. ¯\_(ツ)_/¯
Dexcom Clarity
So wenig aufschlussreich die Dexcom App selbst in manchen Punkten auch sein mag – die Dexcom Clarity App ist für mich eine echte Bereicherung. Sie muss separat heruntergeladen und eingerichtet werden und liefert umfangreiche Berichte und Auswertungen über die gemessenen Glukosewerte. Was ich besonders praktisch finde: Der Wochenbericht, den ich per Pushnachricht und per Email automatisch bekomme. Damit bekomme ich einen tollen Überblick über meine Werte!

The Cherry on Top: Die Smartwatch-Verbindung!
Wie bereits erwähnt, hat mich die Hypowahrnehmungsstörung in Richtung CGMS getrieben. Ich wusste einfach, dass ich die Alarme nun brauche. Daher hatte ich natürlich schon fest damit gerechnet, dass mich ein waschechtes CGM begeistern würde. Auch das Medtronic Enlite System (gerade auch in Verbindung mit meiner Pumpe) hatte mich absolut überzeugt. Womit ich aber nicht gerechnet hatte, war meine Reaktion auf die Verbindung zwischen Dexcom und Smartwatch. Dexcom war so nett (oder einfach schlau), mir während meines G5-Tests auch die Apple Watch zur Verfügung zu stellen. Ich habe diese Verbindung immer für eine nette Spielerei gehalten aber WOW: Das Ding ist ein echter Gamechanger! Es war so ein riesiger Boost für meine Lebensqualität, meinen Glukosespiegel ganz einfach von der Uhr ablesen zu können.
Ihr könnt euch garnicht vorstellen, wie schwer es mir fiel, das Dexcom, aber eben auch die Apple Watch nach wenigen Wochen wieder abzugeben. Kaum zu glauben, aber dieses Ding hat meine Entscheidung letztlich besiegelt. Deshalb habe ich mir anschließend zu Weihnachten meine eigene Apple Watch geschenkt. Leider benötigt man momentan noch immer ein Smartphone, das zwischen den Dexcom und die Watch geschaltet ist. Eine direkte Verbindung zwischen Watch und Dexcom gibt es also noch nicht – ist aber wohl in Arbeit. So oder so freue ich mich jedes Mal, wenn ich meinen Glukosespiegel im Handumdrehen sehen kann!

Mein persönliches Fazit zum Dexcom G6
Wie ihr bereits rauslesen konntet, bin ich ein großer Fan des Dexcom G6. Da mein G5-Test noch garnicht lange her ist, kann ich sehr deutlich erkennen, wie das System von Generation zu Generation weiterentwickelt wurde. Die Alarmfunktion gebe ich so schnell nicht mehr her und ich habe das Gefühl, mich wirklich auf die Werte verlassen zu können.
PRO
- Alarmfunktionen
- Messgenauigkeit + Kalibrierungen nicht nötig, aber dennoch möglich
- Verlängerte Haltbarkeit des Sensors auf 10 Tage + verhältnismäßig einfaches neu starten & verlängern
- Verbindung zur Handy-App funktioniert gut und stabil
- Deutlich unkomplizierteres Setzen durch verbesserte Setzhilfe
- Verbindung zur Smartwatch über Smartphone extrem praktisch
CONTRA
- Größe & Aussehen: Noch immer verhältnismäßig auffällig und klobig
- Pflaster sehr groß & nur mittelmäßige Haltbarkeit
- Die Funktionen der App sind weiterhin recht beschränkt, wenn auch etwas verbessert
- Clarity-App liefert aufschlussreiche Berichte
- Setzhilfe nicht wiederverwendbar: Extrem viel Plastikmüll
- Keine direkte Verbindung zwischen Transmitter und Smartwatch – Smartphone notwendig
Mittlerweile ist der Dexcom G6 auch in Deutschland verfügbar und glücklicherweise hat sich meine Krankenkasse entschieden, die Kosten dafür zu übernehmen. Ich bleibe also fürs Erste beim Dexcom G6 und bin unheimlich froh darüber. Wie sind eure Erfahrungen? Spielt eure Krankenkasse mit? Wie zufrieden seid ihr mit dem G6? Ich freue mich drauf, von euch zu hören!
Disclaimer: Dexcom hatte mir 2018 testweise das G5 CGMS inkl. Apple Watch zum Test zur Verfügung gestellt. Den G6 habe ich mir zunächst selbst gekauft – als er in Deutschland noch nicht verfügbar war. Kurz vor Verkaufsstart stellte mir Dexcom dann einige G6 Sensoren zur Verfügung. Ihr lest wie immer meine eigene Meinung in meinen eigenen Worten.
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Mehr zum Dexcom G6:
- Eine Anleitung zum Verlängern des Dexcom G6 über die Tragedauer von 10 Tagenfindet ihr hier.
- Die schönen Sticker für den Dexcom G6 Empfänger und Transmitterbekommt ihr hier.
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